Kairo

Kairo
Haupstadt von Ägypten

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Kai|ro:
Hauptstadt von Ägypten.

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Kairo,
 
englisch Cairo ['kaɪrəʊ], arabisch Mịsr el-Kahira, Hauptstadt Ägyptens, mit (1998) 6,79 Mio. Einwohnern (Agglomeration: 16 Mio. Einwohner) die größte Stadt Afrikas und der arabischen Welt. Der Hauptteil Kairos liegt auf Terrassenflächen zwischen dem Djebel Mokattam im Osten und dem Nil im Westen, südlich seiner Aufspaltung in einzelne Deltaarme. Kairo ist politischer, geistiger und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Landes und des gesamten Nahen Ostens, Sitz der Arabischen Liga; Sitz der Regierung, des Parlaments, des Obersten Gerichts sowie aller staatlichen und religiösen Zentralbehörden (koptischer und uniert-koptischer Patriarch, Erzbischöfe). Als geistiges Zentrum besitzt Kairo außer der islamischen Al-Azhar-Universität (gegründet 975) die staatliche Kairo-Univ. (gegründet 1908, Sitz in Giseh), die Ain-Schams-Universität (1950 gegründet), die Heluan-Universität (1975 gegründet) sowie die amerikanische Universität (1919 gegründet). Kairo hat zahlreiche Forschungsinstitute, Goethe-Institut, Bibliotheken, Theater, eine Oper sowie eine Reihe einzigartiger Museen, u. a. das Ägyptische Museum mit der bedeutendsten Sammlung altägyptischer Kunstschätze (u. a. Goldsarg des Königs Tut-ench-Amun), das Koptische Museum mit der reichhaltigsten koptischen Sammlung und das Museum für Islamische Kunst. Die über 500 Moscheen kennzeichnen Kairo als die geistige Hochburg des islamischen (sunnitischen) Kulturkreises.
 
Dazu ist Kairo die bedeutendste Geschäfts- und Handelsstadt des Orients und Sitz der wichtigsten Konzerne, Banken, Handelshäuser, Börse (seit 1865) und Wirtschaftsorganisationen sowie einem Messegelände. Kairo ist außerdem ein bedeutendes Fremdenverkehrszentrum. Günstige Verkehrslage am Schnittpunkt der wichtigsten Linien zwischen Südeuropa, Orient und Schwarzafrika mit internationalem Flughafen, Mittelpunkt des Eisenbahn- und Straßennetzes, ausreichende Energieversorgung durch moderne Großkraftwerke, Marktnähe und hohe Bevölkerungsdichte ließen Kairo auch zum Schwerpunkt der ägyptischen Wirtschaft werden (v. a. chemische, Nahrungsmittel-, Textil-, Schuh-, Tabak-, Möbel- und Druckindustrie sowie Metallverarbeitung); hier werden rd. 25 % der Industrieproduktion des Landes erzeugt. - Das ständige Wachstum der Stadt, bedingt durch natürlichen Bevölkerungszuwachs und Landflucht, stellt die Stadt- und Verkehrsplanung vor ungeheure Probleme. 1987 wurde im Stadtzentrum ein 4,5 km langes Teilstück der U-Bahn (der ersten Afrikas), eines französisch-ägyptischen Stadtbahnprojekts, eröffnet, deren Linien heute 30 km umfassen (weitere Strecken sind im Bau). Neue Wohnviertel westlich des Nils sowie Vorstädte mit eigener Industrie- und Wirtschaftsstruktur sollen die Hauptstadt entlasten.
 
 
Der islamische Stadtkern von Kairo wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. - Von der Moschee des Amr in Fustat (ursprünglich um 640/641) ist keine ursprüngliche Bausubstanz erhalten (heutiger Bau 14. und 18. Jahrhundert). Die Moschee Ahmed Ibn Tuluns (876-879) in Al-Katai (Moschee mit reicher Stuckornamentik) geht im Grundriss auf die abbasidische Große Moschee von Samarra zurück. Die fatimidische Azhar-Moschee (970-972) und die Al-Hakims (990-1013) wurden nach dem Vorbild der klassischen Hofmoscheen in Medina u. a. errichtet. Die Betonung einer Hauptfassade durch Ecktürme, Torbau und reiche Bauplastik (Moschee Al-Hakims) übernehmen auch die kleineren Bauten der Fatimidenzeit (969-1171) wie die Moschee Al-Akmars (1125). Zwischen 1087 und 1092 begann auch die Befestigung der sich ausdehnenden Stadt, v. a. unter dem Aijubiden Saladin (1176-93; Tore 1171-76, Zitadelle 1179). Unter den Mamelucken blühte die Baukunst auf. Seit der Moschee des Sultans Al-Mansur Kalaun (1284/85) - mit kraftvoll gegliederter Fassade (Elemente der frühgotischen Kreuzfahrerarchitektur) und hohem seldschukischen Nischenportal - werden Medrese, Moschee u. a. in monumentale Baukomplexe eingebunden. So ordnet die Moschee Sultan Hasans (1356-62) dem Mittelpunkt der Medrese mit Hof und vier Iwanen das von zwei Minaretten (in der für Kairo typische Achteckform) begleitete Mausoleum zu. Die spätere mameluck. Architektur setzte an die Stelle eines geschlossenen Baublocks malerisch zueinander gruppierte Baukörper in flacher Gliederung und farblichem Wechsel. Seit der osmanischen Zeit (seit 1517) entstanden keine richtungweisenden Großbauten mehr. Die Moschee Mehmed Alis auf der Zitadelle (1857 vollendet) ist eine aufwendige, historisierende Kopie einer osmanischen Moschee des 16. Jahrhunderts.
 
Bis etwa 1860 war Kairo ein fest gefügter Bezirk von traditioneller Struktur. Nach diesem Zeitpunkt entstand daneben ein neues Kairo (Al-Ismailija und At-Taufikija), das mit seiner von Europa importierten Struktur und Architektur fast unabhängig existierte. Alle Architekturtendenzen des Historismus, der Jahrhundertwende und des frühen 20. Jahrhunderts sind hier vertreten. Der internationale Stil lässt sich bei Bauten der Zeit nach 1950 beobachten. Die Stadtsilhouette wird heute von Hochhäusern, insbesondere am Nilufer, beherrscht. Auf der Nilinsel Gesira wurde 1985-88 das neue Kulturzentrum mit Opernhaus in klassisch-arabischenem Stil durch den japanischen Architekten Shikida Koichiro errichtet.
 
 
Kairo entwickelte sich aus verschiedenen Niederlassungen: Am Ostufer des Nils bestand eine altägyptische Siedlung, von den Griechen Babylon genannt, die von den Römern durch Anlage eines Kastells zur Festung ausgebaut wurde; nördlich davon errichtete 641, während der arabischen Eroberung Ägyptens, Amr Ibn al-As, Heerführer des Kalifen Omar, ein Feldlager, aus dem sich die Hauptstadt Fustat entwickelte (an der Stelle beider Orte heute der Stadtteil Altkairo, arabisch Misr al-Kadima). Unter den 749/750 zur Kalifenwürde gelangten Abbasiden wurde nördlich des abgebrannten Fustat die neue Hauptstadt Al-Askar gegründet, die der aus der Kalifenresidenz Samarra entsandte Statthalter (und spätere Sultan) Ahmed Ibn Tulun zu Al-Katai erweiterte; den eigentlichen Kern Kairos gründeten die Fatimiden 969 nordöstlich davon mit Al-Kahira. In der Mameluckenzeit (1250-1517) entwickelte sich Kairo anstelle des von den Mongolen 1258 verwüsteten Bagdad zum bestimmenden Zentrum der islamischen Kultur. Um 1340 zählte es rd. 500 000 Einwohner, mehr als alle anderen Städte Afrikas, Europas und Kleinasiens in dieser Zeit. Nach der osmanischen Eroberung Ägyptens (1517) setzte ein wirtschaftlicher Niedergang der Stadt ein, der auch noch andauerte, als Napoleon Bonaparte 1798 während seiner ägyptischen Expedition in Kairo (das jetzt weniger als 300 000 Einwohner zählte) einmarschierte. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Kairo zur Weltstadt.
 
 
M. Clerget: Le Caire, 2 Bde. (Kairo 1934);
 D. S. Stewart: Cairo: 5 500 years (New York 1968);
 J. Aldridge: Cairo (Neuausg. London 1970);
 J. Abu-Lughod: Cairo. 1 001 years of the City Victorious (Princeton, N. J., 1971);
 E. Bannerth: Islam. Wallfahrtsstätten K.s (Kairo 1973);
 M. Scharabi: Islam. Architektur u. darstellende Kunst der Gegenwart, in: Der Islam in der Gegenwart, hg. v. W. Ende u. a. (1984);
 W. Ende: K. Stadt u. Architektur im Zeitalter des europ. Kolonialismus (1989);
 O. V. Volkoff: 1 000 Jahre K. (1984).
 
Weitere Literatur: Ägypten.

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Kai|ro: Hauptstadt Ägyptens.

Universal-Lexikon. 2012.

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